Gruppengröße – Gruppenformen für die Kindertagesbetreuung im Waldorfkindergarten.

Ein Fachkreis von Waldorfpädagoginnen beschäftigte sich mit der Frage, wie unter den gegebenen Rahmenbedingungen Varianten von Differenzierungsgruppen die Alltagsgestaltung für Kinder und Erzieher: innen entlasten könnten. Die Kollegien interessieren sich für ein variables System, um den Bedürfnissen der Kinder besser gerecht zu werden und die Gesundheit der Erzieherinnen zu schützen. Dazu erhalten sie einen Einblick in die Themenwerkstatt Gruppengröße und Gruppenformen aus der Teilregion Ostwestfalen – Lippe.
Ein Fachkreis von Waldorfpädagoginnen beschäftigte sich mit der Frage, wie unter den gegebenen Rahmenbedingungen Varianten von Differenzierungsgruppen die Alltagsgestaltung für Kinder und Erzieher: innen entlasten könnten. Die Kollegien interessieren sich für ein variables System, um den Bedürfnissen der Kinder besser gerecht zu werden und die Gesundheit der Erzieherinnen zu schützen.
Dazu erhalten sie einen Einblick in die Themenwerkstatt Gruppengröße und Gruppenformen aus der Teilregion Ostwestfalen – Lippe.
Gruppenformen für die Kindertagesbetreuung im Waldorfkindergarten

Ziel der Diskussionen: Veränderungen/ Verkleinerung der Gruppengröße im Alltag der Kindertagesbetreuung
Die Rahmenbedingungen für die Kindertagesbetreuung
Das Kind verleibt sich seine Umgebung ein. Es ist selbst ganz Sinnesorgan und damit allen Einflüssen schutzlos ausgeliefert.
Wie muss die Umgebung gestaltet sein, den Bedürfnisse des kleinen Kindes (Beziehung, Bildung, Spiel und Kultur) gerecht zu werden?
Die Bedingungen in der Kindertagesbetreuung
Für die Lebens- und Alltagsgestaltung von Kindern ab dem 3. Lebensmonat bis zur Einschulung, kennen sie die nach dem KiBiz Gesetz vorgesehenen Gruppenformen, und die unterschiedlichen Buchungszeiten.
Weitere Rahmenbedingungen sind der Fachkraftschlüssel/ Betreuungsschlüssel (Personalbedarf und Qualifikation) also den Kindergruppen zugeordnete Anzahl und Ausbildung der pädagogischen Kräfte und Betreuungspersonen. Auch Anzahl der Räume, Raumgrößen, Außengelände sind vorgegeben und ein Mindestbedarf beschrieben.
Für Mehrbedarfe (z.B. Kunst, Ernährung, Therapie und Arzt etc.) werden keine Finanzmittel vom Staat zur Verfügung gestellt. Allein durch Beiträge der Eltern und Kollegien können diese ermöglicht werden.
Bezogen auf die Rahmenbedingungen interessierten uns folgende Fragen und Themen:
1. Soziale Gemeinschaftsbildung in Kindergruppen
Welche Gruppengröße und Varianten der Betreuung für die Kinder betrachten wir als eher gesund? Welche Gruppengröße und Varianten der Betreuung für die Kinder nehmen wir wahr als eher belastend und daher ungesund?
2. Beziehungsgestaltung der Mitarbeiter: innen mit den Kindern
Fach- Ausbildungs- und Aushilfskräfte schaffen für Kinder die Bildungs- und Beziehungsbedingungen im Alltag. Erziehende haben die Aufgabe, alle Kinder mit ihren Bedürfnissen wahrzunehmen, sie gut zu schützen, ihre Impulse zu unterstützen und ihre jeweilige Individualität zu fördern.
Dazu ein Protokollauszug eines Fachtreffens zum Thema Gruppengröße Gruppenformen (die Notizen/ Mitschriften folgen inhaltlich den Gesprächen, dadurch kamen gelegentlich Wiederholungen zustande).
Grundfragen zur Diskussion in Kleingruppen:
Welche Qualität ist wahrnehmbar, wenn viele Kinder 3-6-jährige (20 – 25 Kinder) für die Dauer von 5-9 Stunden täglich in einer Gruppe zusammen sind?
Welche Qualität ist wahrnehmbar, wenn 2-3-jährige (5-10 Kinder) für die Dauer von ca. 9 Monaten bis zu einem Jahr in einem separaten Gruppenraum betreut werden, um danach in eine andere Gruppe zu wechseln.
Welche Qualität ist wahrnehmbar, wenn 2-6-jährige (bis 20 Kinder) in einer Gruppe gemeinsam betreut werden?
Wie können dabei jeweils Inklusion und Partizipation der Kinder gelingen?
Für die Kinder ist die Familie (in der Regel zwei Erwachsene und ein oder mehrere Kinder als soziale Einheit, dazu eine variable Zahl nahestehende Personen, Verwandte, Nachbarn und oder Freunde) Sie bilden die soziale Gemeinschaft, in der sie sich entwickeln und geborgen fühlen.
Dieser familiäre Rahmen erweitert sich für die Klein-/ Vorschulkinder durch den Besuch einer Institution für Kindertagesbetreuung, im Kindergarten in der Kindertagespflege.
Viele Kinder verbringen während ihres gesamten Tages ebenso viel Zeit in ihrem Kindergarten wie in der Familie.
Überprüfung der Rahmenbedingungen mit Blicke auf die Aufgabe (allgemein der Kindheitspädagogik) speziell der Waldorfpädagogik:
Wie werden wir den kindlichen Bedürfnissen gerecht? Welche Bedingungen sind erforderlich, damit Erzieher*innen Kindern ihren erforderlichen Schutzraum für ihre individuelle Entwicklung bieten können?
(Den Ruf des Kindes hören)
Weiterführende Fragen:

Können die Erzieher*innen unter den Bedingungen in einer Großgruppe diesen Schutz- und Entwicklungsraum bieten?
Wie steht es um die Wahrnehmung und Beobachtung der kindlichen Entwicklung in großen Gruppen?
Können wir jedes Kind sehen?
Sind wir aufmerksam für die Übergänge in den Kindergartenjahren? Die Eingewöhnung, der eventuell folgende Gruppenwechsel, die Zeit vor dem Übergang in die Schule?

Wir haben in den vergangenen Jahren konzeptionell besonders auf die Kleinsten geachtet.

Bedenken wir auch die Schutzbedürftigkeit der 3-6-Jährigen?
Wie entlaste ich jedes Kind?

Prüfung und kritische Untersuchung der Praxis:

In der ersten Phase der kollegialen Beratung beschäftigen wir uns mit der fachlichen Erarbeitung der Besonderheiten der Entwicklungs- bzw. Altersstufen.
Dann prüfen wir die Situation der Kinder und Erwachsenen und nehmen ihre Perspektive ein

Was müssen die Kinder durch die Bedingungen in der Kindertagesbetreuung verkraften?

Wir prüfen auch die Situation der Erziehenden.

Was müssen die Erziehenden und Betreuenden durch die Bedingungen in der Kindertagesbetreuung verkraften?

Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf Entlastungs- und Belastungssituationen

Was tut dem Kind gut, wo fühlt es sich wohl?
Überlegungen für die Beschreibung der Ausgangslage und unsere daraus resultierenden Aufgaben:
Leitgedanken:
Kinder haben ein tiefgreifendes Interesse an den Vorgängen der Welt und eine große Freude oder Befriedigung daran, diese Vorgänge nachzuahmen. Die Sinneseindrücke und deren Verarbeitung bilden die Organe des Menschen aus und legen damit die Grundlage für geistige, seelische und leibliche Fähigkeiten. Dort, wo sich Kinder wohl fühlen, wo der umgebende (soziale) Raum den Bedürfnissen entspricht, können Erziehende ihre Aufgabe verantwortungsvoll erfüllen.
Aufgabenstellung:
Gemeinsame Untersuchung/ Beschreibung Gespräche/ Austausch und Dokumentation der Praxis
a) im Kollegium
b) in regionalen und überregionalen Fachtreffen
c) bei Fortbildungen
Untersuchung, kritische Betrachtung in lebensgemäßen Situationen und Teilbereichen, beispielsweise:
Spielphasen (freie und geführte)
Freispiel drinnen, Freispiel draußen, Bewegungsmöglichkeiten (allgemein), Morgenkreis, Reigen, Essen, Schlafen, Ruhen, Ausflüge/ Wanderungen.
Übergänge: Waschraum, Garderobe…
Auch hier leitet uns die Frage: Was tut dem Kind gut, wo fühlt es sich umhüllt, wo fühlt es sich wohl?
Wir betrachten gemeinsam die Umgebung des Kindes, als sähen wir sie mit „neuen Augen“.
Beispielsweise: wir überprüfen die Lautstärke, wieviel Platz es gibt und ob das Spiel wirklich frei ist.
Ergebnis:
1. Beschreibung der IST Situation
Die aktuellen Einrichtungen von Kindertagesstätten zeichnen sich aus durch ihren „Institutionscharakter“: Viele Kinder, relativ viele Erzieher: innen mit wechselnder (diskontinuierlicher) Anwesenheit wegen Aufgaben während der Betreuungszeit, wie etwa
a) Konferenzen, Elterngespräche, Dokumentationsaufgaben, Vorbereitungsaufgaben
b) Ausgleich von Fehlzeiten des Personals (Urlaub und Krankheiten)
c) große Räume mit praktischen Funktionsräumen (Lange Reihen von Garderoben, Batterie von Wasch- und Toilettenanlage, Bettenlager).
2. Beschreibung der SOLL Situation
Ideal eine Gruppenkonstellation:
Favorisiert wird die Gruppen mit familiärem Charakter.
Kleine Altersgemischte Gruppe mit einer Bezugsperson (falls erforderlich Inklusionsfachkraft)
Planung nächster Schritte
1. Allgemeine Fragestellung:
Könnte in kleineren Differenzierungsgruppen die hohen Belastungen im Alltag (Lärm, Enge, mangelnde Rückzugsmöglichkeit, Aufmerksamkeitsgrenzen durch die Betreuung so vieler Kinder zur gleichen Zeit etc.) in der Kindertagesbetreuung für Kinder und Kolleginnen gemildert werden?
Fachaustausch fortsetzen: Kindergärten die Differenzierungsgruppen umgesetzt haben oder erproben, befragen
2. Erfahrungsberichte erbitten von Waldorfkindergärten, die sich mit Verkleinerung der Gruppengröße bereits beschäftigt, erprobt und etabliert haben:
Gütersloh – Hollen (55 Kinder von 2-6 Jahren), Lemgo (75 Kinder von 1-6 Jahren), Lübbecke (27 Kinder von 2-6 Jahren) und Paderborn – Wewer (45 Kinder von 2-6 Jahren)

Lemgo (Teilregion Ostwestfalen – Lippe), den 21. November 2021
Margarete Kaiser (Fachberaterin)